Bürgerbegehren Heidelberg kohlefrei
Die Stadtwerke Heidelberg beziehen aktuell 75 Prozent der Fernwärme und damit etwa 34 Prozent des gesamten Wärmeverbrauchs der Heidelberger BürgerInnen aus dem Großkraftwerk Mannheim (GKM) – dem größten Steinkohlekraftwerk Deutschlands. Mit 7 Millionen Tonnen CO2 (2017) jährlich trägt es signifikant zum Treibhausgasausstoß der Region bei und ist unter den Top 30 der Kraftwerke in Europa mit dem höchsten CO2-Ausstoß.
Auch wenn der 2015 in Betrieb genommene „Block 9“ im Großkraftwerk Mannheim hocheffizient ist und in effizienter Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wird: Die Klimabilanz der in Block 9 erzeugten Steinkohleenergie ist schlechter, als die eines herkömmlichen Gasbrennwertkessels und des deutschen Netzstroms. Zudem werden mehr als 40% der Wärme nicht in Block 9, sondern in den ineffizienteren älteren Blöcken des Kraftwerks erzeugt, was die CO2-Bilanz weiter verschlechtert. Die Steinkohle für deutsche Kraftwerke kommt aus Russland, Südafrika, Kolumbien und den USA, wo sie teilweise unter menschrechtsverletzenden und stark naturzerstörenden Umständen gewonnen wird. Inzwischen sind durch den Ausbau der Fernwärme fast die Hälfte der Heidelberger an das städtische Wärmenetz angeschlossen.
Durch den Bau eines Biomasseheizkraftwerks und zwei Biomethan-BHKW der Stadtwerke Heidelberg wurde der Anteil weitestgehend CO2-neutraler Wärmeerzeuger von fast 0 auf momentan 20% erhöht. Für die Einhaltung unserer völkerrechtlichen Verpflichtungen von Paris, die Erderwärmung deutlich unter 2°C zu begrenzen (möglichst 1,5°C), muss jedoch das Tempo der Dekarbonisierung extrem gesteigert werden. Wie wenig Zeit verbleibt, zeigt der Intergovernmental Panel on Climate Change in seinem Sonderbericht zum 1,5°C-Ziel.
Der Bürgermeister von Heidelberg hat kürzlich als einer der ersten in Deutschland den Klimanotstand in der Stadt ausgerufen. Wir möchten, dass den Worten Taten folgen. Bis 2030 muss die Fernwärmeversorgung möglichst komplett (d.h. für uns zu 95%) ohne fossile Energieträger bereitgestellt werden. Durch den Einsatz von erneuerbaren Energien zur Wärmeerzeugung und Abwärme und Gebäudesanierung ist dies möglich. Dafür setzen wir uns als breites Bündnis ein: Mit dabei sind BUND Heidelberg, Greenpeace Heidelberg-Mannheim, Ökostadt-Rhein-Neckar, der NABU Heidelberg sowie viele engagierte Einzelpersonen.
Durch intensive Lobbyarbeit haben wir bereits einen Teilerfolg erreicht. Am 21. November 2019 hat der Heidelberger Stadtrat Folgendes beschlossen:
- die Heidelberger Fernwärmeversorgung soll bis 2030 weitestgehend CO2-neutral werden und komplett (d.h. 0%!) ohne Steinkohle erzeugt werden
- es soll eine Potenzialstudie durchgeführt werden, die aufzeigt, mit welchen erneuerbaren Energieträgern, Gebäudedämmungsmaßnahmen und Abwärmenutzung das gesteckte Klimaschutzziel am besten erreicht werden kann
Nun geht es darum, dass konkrete Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ziele beschlossen werden. Dafür setzen wir uns als Initiative ein. Ein ganz konkreter Hebel ist dabei die Verhandlung über den neuen Fernwärmeliefervertrag – denn der aktuelle läuft 2023 aus.
Wir fordern: Ein neuer Liefervertrag muss dazu beitragen, bis zum Jahr 2030 CO2-neutrale Fernwärme für Heidelberg bereitzustellen. Denn technisch machbar ist die weitgehende CO2-Neutralität mit den heute bereits bekannten Technologien.
Dafür setzen wir uns ein: durch Gespräche mit Stadträt*innen, Infoveranstaltungen, Leserbriefe, Informationsmaterial, Öffentlichkeitsarbeit und und und… Wir freuen uns über deine Unterstützung! Trag dich dazu in den Interessierten-Verteiler ein.
Geht es mit der Umsetzung nicht voran, behalten wir uns vor, die Umsetzung der Wärmewende mit einem Bürgerbegehren zu beschleunigen!