Bürgerbegehren, abgeschlossen Radentscheid Marl
Der Radentscheid Marl wagte ein einzigartiges Experiment: Die Unterschriftensammlung begann im Frühjahr 2020, mitten in der Corona-Krise. Benötigt wurden über 4.000 Unterschriften. Doch wie sollten diese im Lockdown gesammelt werden?
Wo andere zauderten oder ihre Kampagne pausierte, wagten die Aktiven des Radentscheid Marl ein einzigartiges Experiment direkter Demokratie: Weil der persönliche Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern verboten war, starteten sie eine kontaktlose und teilweise virtuelle Kampagne. Mit großem Erfolg, denn nach nur drei Wochen war bereits das Unterschriftenquorum erfüllt. Nach einer weiteren Woche kamen mehr als 2.000 Unterschriften als Sicherheitsreserve hinzu, sodass der Radentscheid Marl im Rekordtempo von nur vier Wochen mit 6.275 Unterschriften beendet werden konnte.
Wie gelang das "Wunder von Marl"? Das Marler Radentscheid-Team entwickelte ein verantwortungsvolles und kreatives „Sammelkonzept“ und hielt die Aufmerksamkeit hoch mit witzigen Videos. Sie boten die Unterschriftenliste zum Download und als selbst finanzierte Zeitungsbeilage an. Den Rücklauf der ausgefüllten Listen organisierten sie über ein stadtweites Netz von Radentscheid-Briefkästen und ihr Lastenrad „MarLore“ als mobilem Briefkasten. Andere Bürgerinitiativen können sich einiges vom Radentscheid Marl abschauen!
Erfolg: 64 Millionen Euro für Radinfrastruktur
Das so überzeugende Votum unter schwierigsten Umständen erzeugte im Vorfeld der Kommunalwahl in NRW großen Druck auf die Lokalpolitik, was letztlich zum Erfolg führte und den sonst fälligen Bürgerentscheid überflüssig machte. Bereits im Sommer machte der Stadtrat sich die Forderungen des Radentscheids zu eigen und beauftragte die Verwaltung, das Radwegenetz in den kommenden acht Jahren für rund 64 Millionen Euro auszubauen und zu sanieren.
Nach nur wenigen Monaten ging es erneut voran beim „Turbo“-Radentscheid in der Ruhrgebietsstadt Marl: Die Stadt hat Mitte Dezember 2020 acht Millionen Euro für die Umsetzung des Radentscheids in den Haushalt für 2021 eingeplant. Die Stadt Marl überzeugt somit gleich zwei mal: Ein fittes Kampagnenteam organisierte die Unterschriftensammlung im Rekordtempo. Der Stadtrat versucht nun, es den Radaktivist:innen gleichzutun und zieht ebenfalls das Tempo an. Beides ist großartig für die Radfahrenden in Marl!
Ziele
- Durchgängiges, engmaschiges Radwegenetz erstellen
- Sichere Radwege an Hauptstraßen
- Kaputte Radwege reparieren (Oberflächen)
- Geh- und Radwege durchgängig und einheitlich gestalten
- Fahrradstraßen
- Kreuzungen komfortabler und sicherer gestalten
- Grüne Welle für Radfahrer
- Fahrradabstellplätze
- Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung an künftiger Verkehrsentwicklungsplanung
Mehr Informationen:
Der Radentscheid Marl setzte sich für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur in Marl ein. Alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Alter sollen gerne und sicher Rad fahren.
Der Radentscheid Marl wird vorangetrieben von einer unabhängigen Initiative von Menschen. Unterstützt wird sie vom ADFC Nordrhein-Westfalen, den NaturFreunden Marl e.V., der BUND Ortsgruppe Westliches Vest, Punta Velo, ciko records, changing cities und Radwelt jepkens.