Bürgerbegehren, abgeschlossen Stuttgart laufd nai!
Dass viele Bürger/innen sich eine menschenfreundlichere Innenstadt wünschen, haben nach der Ankündigung des Bürgerbegehrens auch andere Fraktionen im Gemeinderat für wahrscheinlich gehalten. Und da war sie dann plötzlich: die lang ersehnte Kompromissbereitschaft in der Sache. Innerhalb weniger Wochen wurde ein interfraktioneller Vorschlag erarbeitet, dann auch prompt eine Mehrheit im Gemeinderat fand. Ohne eine einzige Unterschrift zu sammeln hatte das Bürgerbegehren seine Funktion als Kompromiss-Anschieber erfüllt!
Am 26.07.2017 hat der Stuttgarter Gemeinderat so gut wie alle Vorschläge des Bündnisses übernommen: die Fußgängerzone wird ausgeweitet, neue Radwege werden ausgewiesen und etwa 350 Parkplätze zu neuen Spiel-, Grün- und Kulturflächen umgewidmet.
Innerhalb des Stuttgarter Cityrings soll das gesamte Straßennetz in eine Fußgängerzone umgewidmet werden – ein Paradies für Fußgänger und Radfahrer mit optimaler Anbindung an den ÖPNV im Herzen der Stadt. Das ist die Vision der Initiative „Stuttgart laufd nai“, die inzwischen 15 Bündnispartner hat.
Die Vision:
Gemäß den Plänen würden alle oberirdischen Parkplätze für Pkw und Laster „breiteren Gehwegen, erweiterten Grünflächen, neuen Stadtbäumen, Stadtoasen, Kinderspielplätzen, Straßencafés und Orten des freien kulturellen Austauschs“ weichen müssen. Beispiele dafür sind die Schillerstraße, die Ecke Kronen-/Lautenschlagerstraße und der Bereich Eberhard-/ Torstraße vor dem Hegelhaus.
Ein Parkhauskonzept sieht eine „Umnutzung und städtebauliche Neuordnung der frei werdenden Stellplatzflächen vor“. Sie könnten als Fahrradparkhäuser oder als Lagerflächen für den Warenaustausch der Innenstadthändler genutzt werden. Parkhäuser könnten durch gemischte Wohnund Gewerbequartiere ersetzt werden. Erhalten blieben lediglich jene Parkhäuser, die direkt über den Cityring erreichbar sind.
Es sei allerdings nicht geplant, den kompletten Individualverkehr in der Innenstadt lahmzulegen. Parken sei aber nur noch in jenen Parkhäusern möglich, die direkt an den Cityring angebunden seien. Für Anwohner, deren Zahl durch verstärkten innerstädtischen Wohnungsbau steigen solle, solle es einige Tiefgaragen geben.
Das Konzept sieht Bereiche vor, in denen die Radler und Fußgänger unter sich sind, und solche, in denen Rücksicht aufeinander genommen werden muss. Auch Fahrbahnen bleiben, etwa für Rettungsfahrzeuge und für den Lieferverkehr, der den innerstädtischen Handel bedient. Allerdings würden die Zeitfenster genau kontrolliert. Angestrebt werde die Umsetzung des auch von der IHK angemahnten Lieferverkehrskonzeptes. Mittels Mikrodepots und elektrifizierter Lastenräder würde der verbrennungsmotorbasierte, schwere Lieferverkehr deutlich reduziert.